Stoffwechselerkrankung Diabetes
Die Stoffwechselerkrankung Diabetes mellitus führt zu chronisch erhöhten Blutzuckerwerten, da das Hormon Insulin im Körper entweder nicht wirken oder nicht ausreichend produziert werden kann. Aktuell sind davon ca. 700.000 Österreicher betroffen, rund 260.000 wissen noch nichts von ihrer Erkrankung. Eine Behandlung erhöhter Blutzuckerwerte ist aber unbedingt notwendig, da es sonst zu schweren Gefäßerkrankungen kommt. Diabetes mellitus wird vor allem durch Übergewicht und Bewegungsmangel ausgelöst, kann aber auch genetisch bedingt sein.
„260.000 Menschen in Österreich leiden an Prädiabetes, der Vorstufe der Erkrankung“, erklärt Eva Fritz, Spezialistin für Stoffwechselerkrankungen an der Abteilung für Innere Medizin I am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Deshalb ist es wichtig, die Wahrnehmung in der Bevölkerung für die Frage zu heben, ob man eventuell zu einer Risikogruppe für die Erkrankung zählt: wenn man zum Beispiel an Übergewicht, Bluthochdruck und erhöhten Blutfettwerten leidet oder bereits andere Familienmitglieder an Diabetes erkrankt sind.“ Eine Veränderung der Lebensführung, vor allem gesunde Ernährung und Bewegung können langfristig verhindern, dass aus Prädiabetes der Typ-II-Diabetes entsteht. 90 Prozent der Patienten sind Typ-II-Diabetiker. „Eine durch Fettleibigkeit bedingte Insulinresistenz hätte in einem frühen Stadium durch Lebensstiländerungen abgewendet oder abgeschwächt werden können.“ Neben dem Konsum von zu viel Fett macht auch ein Übermaß an Zucker krank. „Wichtig ist, dass man sich vor Augen hält, wie viel Zucker in sogenannten Softdrinks oder auch zum Beispiel in Fruchtjoghurts steckt“, so die Expertin. „Besonders kleine Kinder sollte man nicht an stark zuckerhaltige Produkte gewöhnen, sondern mit einer ausgewogenen Mischkost und naturbelassenen Nahrungsmitteln, wie zum Beispiel Obst und Gemüse, aufwachsen lassen.“
Unbehandelt ist Diabetes gefährlich
Erste offensichtliche Anzeichen für eine Erkrankung an Diabetes mellitus können Konzentrationsschwäche, starker Durst und ständiger Harndrang sein, ein Blutzuckertest bringt dann schnell Klarheit. Eine nur leichte Blutzuckererhöhung bleibt dagegen häufig ohne Symptome und somit unbehandelt.
„Das große Problem bei Diabetes ist, dass durch einen über viele Jahre unbemerkten und somit nicht behandelten erhöhten Blutzuckerspiegel bei der Erstdiagnose bereits Schädigungen vorliegen können.“
OÄ Dr. Eva Fritz, Abteilung für Innere Medizin I
Neben den Gefahren von akuten Hyper- und Hypoglykämien führt eine schlechte Einstellung des Blutzuckers langfristig zu einem hohen Risiko für Gefäßerkrankungen und Nervenschädigungen. Betroffen sind häufig Herz, Augen oder Nieren, auch kann es zu einer peripheren arteriellen Verschlusskrankheit kommen (PAVK).
Moderne Therapieoptionen bei Typ-II-Diabetes
Verschiedene Medikamentengruppen mit unterschiedlichen Wirkansätzen stehen heute in der Therapie von Diabetes-Typ-II zur Verfügung: Im Sinne der personalisierten Medizin sollte die Therapie für den Patienten individuell zusammengestellt werden. „Während zum Beispiel manche Präparate die Insulinresistenz mindern, fördern andere die Zuckerausscheidung über den Harn“, erklärt Fritz. Da Diabetes-Patienten ein hohes Risiko aufweisen, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, wurden Medikamente entwickelt, welche nicht nur den Blutzucker kontrollieren, sondern zusätzlich kardiovaskulären Schutz bieten. „Mit der Zeit muss auch der Typ-II-Diabetiker Insulin zuführen: Neu sind hier ultralang und ultrakurz wirksame Insuline, die Gefahr eines verminderten oder vermehrten Zuckergehalts im Blut wird durch die neue Wirkungsform reduziert.“
Mehr Lebensqualität für Typ-I-Diabetiker
Die einzige Therapieform für Diabetes mellitus Typ I ist die Gabe von Insulin. Auch hier haben sich innovative Mess- und Behandlungskonzepte etabliert: Sensoren messen die Glukosekonzentration im Körper kontinuierlich, eine Insulinpumpe gibt das Hormon regelmäßig ab. So kann die Therapie besser gesteuert werden, Diät ist keine notwendig. „Glukosesensoren geben Alarm, wenn der Blutzuckerspiegel zu hoch oder zu niedrig ist. Die Therapie wirkt so effektiver und mikrovaskulären Begleiterkrankungen wird vorgebeugt“, streicht die Expertin die Vorteile heraus. „Betroffene Kinder werden heute schon zu 90 Prozent mit den Geräten versorgt.“ Pumpe und Sensor müssen regelmäßig gewechselt werden, betreut werden die Patienten über die Ambulanz im Krankenhaus.
Diabetesbetreuung am Klinikum
Am Klinikum Wels-Grieskirchen werden alle Formen von Diabetes abgeklärt und möglichst früh und intensiv therapiert. Bei der allgemeinen Diabetesschulung lernen Patienten mit Ärzten und speziell geschulten Diabetesschwestern, wie man den Blutzucker selbst misst und die korrekte Insulinmenge einstellt. „Der Patient muss selbst die Kompetenz erwerben, mit der Erkrankung sicher umzugehen. Für Typ-I-Diabetiker und Patienten mit Insulinpumpe haben wir eine Spezialambulanz eingerichtet. Bei unklaren Blutzuckerschwankungen und für Basalratenüberprüfungen von Pumpenpatienten bieten wir eine Messung mit Glukosesensoren über einige Tage an“, beschreibt Eva Fritz das Leistungsspektrum der Inneren Medizin I. „Für Schwangere bieten wir in unserer Gestationsdiabetesambulanz Diätberatung, eine Schulung zur Blutzuckerselbstkontrolle sowie engmaschige ambulante Kontrollen zur Überprüfung der Einstellung an.“ Bei Bedarf erfolgt auch eine Einschulung zur Insulinverabreichung.