Das Fach Pathologie beschäftigt sich mit der Erstellung von Diagnosen anhand morphologisch erkennbarer Veränderungen an Gewebeproben und Operationspräparaten.
Zentrale Stellung in der Diagnosefindung
Die Pathologie nimmt oft eine zentrale Stellung im Ablauf der Diagnosestellung sowie Therapieplanung ein und ist hier ein wichtiger Partner für die behandelnden Ärzte.
Die Untersuchungen erfolgen mit freiem Auge (Makroskopie) und nach spezieller technischer Bearbeitung des Materials mithilfe des Mikroskops (Histologie, Zytologie).
Verfolgen Sie hier den Weg der Probe.
Diagnostische Schwerpunkte
Neben der primären exakten histologischen Dignitäts- und Entitätsbestimmung als Basis sind die ergänzenden prädiktiven Parameter wie Hormonrezeptoren bzw. die HER2/neu-Amplifikation mittels FISH-Untersuchung bei Mammakarzinomen zur Festlegung des therapeutischen Regimes essenziell und unverzichtbar. Die Reihe der therapeutisch wegweisenden molekularpathologischen Untersuchungen wächst kontinuierlich an, sodass die RAS-Mutationsanalyse beim Kolonkarzinom oder die KRAS- und EGFR-Mutationsanalyse beim NSCLC sowie fakultativ die ergänzende ALK-EML4-Translokationsanalyse mittlerweile unverzichtbar geworden sind.
Die therapeutische Wertigkeit dieser Parameter unterstreicht die zentrale diagnostische Bedeutung der Pathologie als Partner im Instrument des Tumorboards und betont die Verpflichtung, uns diesen Herausforderungen und steigenden Ansprüchen zu stellen und diesen sowohl durch ständige Fortbildung als auch in der klinischen Praxis gerecht zu werden.
Histologische Diagnostik an Biopsien
Anhand kleiner Gewebeproben werden Diagnosen erstellt, welche die Basis für die weitere Behandlung darstellen.
- Gastroenterologie mit Tumordiagnostik (z.B. Magenkrebs, Dickdarmkrebs), Gastritisdiagnostik, chronisch-entzündliche Darmerkrankungen usw.
- Pulmologie: Tumordiagnostik, interstitielle Lungenerkrankungen ("Lungenfibrosen") usw.
- Dermatologie: Hauttumore, entzündliche Hauterkrankungen, usw.
- Urologie: Prostatastanzbiopsie, Cytologien aus dem Harntrakt, usw.
- Gynäkologie
Intraoperative Schnellschnitt-
untersuchung
Intraoperative Bestimmung von Dignität (gutartig oder bösartig) und Art des Tumors und Radikalität der Resektion
Untersuchung von Operationspräparaten
Erstellung der endgültigen Diagnose inklusive Stadieneinteilung entsprechend internationalen Standards und Beurteilung der Resektionsränder zur Radikalitätsbestimmung. Aufdeckung zusätzlicher, klinisch nicht erkennbarer Veränderungen
Immunhistologische Untersuchungen
Spezialuntersuchung, bei der mittels farbstoffmarkierter Antikörper besondere Gewebeeigenschaften untersucht werden können:
Zytologische Diagnostik
Aspirationszytologie
Durch Feinnadelpunktion kann Zellmaterial aus praktisch jedem Organ gewonnen werden. Die Läsionen werden teilweise an den jeweiligen Fachabteilungen, teilweise radiologisch gezielt an der Abteilung für Radiologie punktiert. Eine Sonderstellung nimmt die Schilddrüse ein, deren Punktion eine Domäne der Nuklearmedizin ist.
Exfoliativzytologie
Spontan oder forciert von einer Oberfläche abgeschilfertes Zellmaterial wird untersucht (Portioabstrich, Sputum, Bronchialsekret, Harnsediment, Blasenspülflüssigkeit, Pleuraerguss, Ascites usw.).
Gynäkologisch-zytologische Untersuchung
Die Untersuchung ist als Screeninguntersuchung Teil der Krebsvorsorgeuntersuchungen für Frauen und bietet die Möglichkeit, Vor- und Frühstadien des Gebärmutterhalskrebses zu erkennen. Das Screening erfolgt durch eigens ausgebildete BMA unter Supervision durch die Fachärzte.
Obduktion
Die klinische Obduktion hat in der Beantwortung klinisch offen gebliebener Fragen, sowie in der Dokumentation der terminalen Gesamtsituation hohe Relevanz. Darüber hinaus kommt ihr eine wichtige Rolle in der Todesursachen- und Krankheitsstatistik sowie in der Ausbildung von Ärzten und Medizinstudenten zu. Verglichen mit den anderen Aufgaben stellt die Obduktion jedoch nur ein kleines Segment der Tätigkeit des Pathologen dar.
Molekularpathologie
Molekularpathologische Untersuchungen sind in zunehmendem Maße entscheidend für die Anwendung zielgerichteter Therapien bei verschiedenen onkologischen Erkrankungen. Am Institut für Pathologie, Molekularpathologie und Zytodiagnostik sind daher eine Vielzahl molekulargenetischer und molekularzytogenetischer Untersuchungen etabliert. Mittels Next-Generation-Sequencing-Verfahren werden unter Verwendung verschiedener Genpanel maligne Tumoren auf das Vorhandensein therapeutisch oder prognostisch relevanter genetischer Veränderungen analysiert. Des Weiteren werden RNA-basierte Genexpressionsanalysen wie der Endopredict-Assay (Metastasierungsrisiko und Therapiebenefit beim Mammakarzinom) sowie der Prolaris-Assay (10-Jahres-Mortalitätsrisiko und Therapiestrategie beim Prostatakarzinom) angeboten. Routinemäßig werden zudem Fluoreszenz in situ-Hybridisierungen, unter anderem für die Untersuchung des HER2/neu-Gens (Relevanz für Mamma- und Margenkarzinom) durchgeführt. Erregerbestimmungen (u.a. Mycobakterien, HPV, u.a.) werden in Kooperation mit dem Institut für Hygiene und Mikrobiologie im Haus vorgenommen. Darüber hinaus werden weitere molekulargenetische Untersuchungen (u.a. Mikrosatellitenanalyse und HRD-Diagnostik) in Kooperation mit einem auswärtigen molekulargenetischen Labor angeboten.
Tumorboard
Im Zuge des Tumorboards am Klinikum Wels-Grieskirchen finden regelmäßige klinisch-pathologische Besprechungen in Kooperation mit den an der Diagnostik und Therapie mitwirkenden Abteilungen statt.