Österreich-Premiere: Minimalinvasive Reparatur eines angeborenen Mitralklappenfehlers
Bei einem 84-jährigen Patienten mit angeborenem Herzklappenfehler konnte am Klinikum Wels-Grieskirchen nach der Wiedereröffnung von zwei Herzkranzgefäßen die Mitralklappe minimalinvasiv repariert werden. Dies ist der erste Fall in Österreich, bei dem ein angeborener Fehler der Mitralklappe minimalinvasiv von der Leiste aus am schlagenden Herzen repariert wurde.
Der Patient mit einem gespaltenen vorderen Segel der Mitralklappe und einem Vorhofseptumdefekt war bereits langjährig unter Kontrolle, bisher war aber keine Intervention notwendig. „Ende 2023 hatte sich der Zustand des Patienten verschlechtert, es trat starke Atemnot auf“, so Ronald K. Binder, Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Die Diagnose lautete schwere Undichtigkeit der Mitralklappe. Nach einer Absprache im interdisziplinären Heartteam am Klinikum war schnell klar, dass ein offener Eingriff für den Patienten zu riskant war. Deshalb fiel die Entscheidung auf einen schonenden minimalinvasiven Herzkathetereingriff von der Leiste aus.“
Prim. Priv.-Doz. Dr. Ronald K. Binder
Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin
Patient mit angeborenem Mitralklappenfehler
Katheter-Reparatur eines angeborenen Mitralklappenfehlers mittels Clip-Implantation bei Spaltbildung des vorderen Klappensegels: „Mittels minimalinvasivem Eingriff wurde über die rechte Leiste ein Katheter ins Herz vorgebracht“, erklärt Martin Rammer, Oberarzt an der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Dort wurde die Vorhofscheidewand punktiert, um zur undichten Herzklappe zu gelangen. Durch den Katheter wurde ein Clip eingebracht und die Segel der Klappe so aneinandergeheftet, dass die Undichtigkeit erfolgreich beseitigt wurde.“ Die genaue Steuerung der Katheter und der Clipimplantation wurde durch die Darstellung des Herzens mittels transösophagealer Echokardiographie („Schluck-Ultraschall“) ermöglicht. Nach einer Nachbeobachtungsphase konnte der Patient bereits nach wenigen Stunden die Intensivstation verlassen. Der 84-Jährige erholt sich schnell, verspürt eine starke Verbesserung im Alltag und ist wieder belastbar.
OA Dr. Martin Rammer
Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin
Erstmals in Österreich
Soweit bekannt wurde der Eingriff in Österreich zum ersten Mal vorgenommen. „Nach einer ausführlichen Analyse von 3D-Rekonstruktionen der Herzultraschallbefunde des Patienten wurde von uns eine spezielle Interventionsstrategie – angepasst an die vorliegende Anatomie des Herzklappenfehlers – erstellt und erfolgreich umgesetzt“, so Rammer. „Es macht Freude, in einem derart hochprofessionellen Umfeld in einem der führenden kardiologischen Zentren Österreichs arbeiten zu können. Wir haben die Möglichkeit, solch komplexe Eingriffstechniken in nationalem und internationalem Austausch über Jahre immer weiter zu verfeinern und zum Wohl der Patienten einzusetzen.“
Das erfolgreiche Team mit dem Patienten (v. l. n. r.): Radiologietechnologe Christian Knoll, BSc, OA Dr. Markus Suppan (Schluckechokardiographie), der 84-jährige Patient, OA Dr. Martin Rammer (1. Operateur), Prim. Priv.-Doz. Dr. Ronald K. Binder und OÄ Dr. Kathrin Danninger, MPH.
So arbeiten die Herzklappen
- Im rechten Vorhof des Herzens sammelt sich sauerstoffarmes Blut.
- Von dort wird es in die rechte Herzkammer weitergeleitet.
- Von der rechten Herzkammer wird es über die Lungenschlagader in die Lungen gepumpt.
- Hier nimmt es neuen Sauerstoff auf.
- Dann sammelt sich das Blut im linken Vorhof.
- Von dort wird es in die linke Herzkammer weitergeleitet.
- Über die Aorta wird das sauerstoffreiche Blut in den großen Körperkreislauf gepumpt.
- Bei diesem Vorgang übernehmen die vier Herzklappen die Funktionen von Ein- und Auslassventilen.
Stand: Februar 2024