Bandscheiben-OP – ja oder nein?
Rückenbeschwerden zählen zu den häufigsten Schmerzformen. Studien für Österreich zeigen aktuell eine Häufigkeit von 32,9 Prozent in der Bevölkerung. Ob Muskelverspannungen, Verschleißerscheinungen oder psychische Belastung – die Ursachen für die Schmerzen können vielfältig sein. Meist sind Physiotherapie und Schmerzbehandlungen ausreichend, um die Symptomatik zu lindern, in manchen Fällen ist allerdings eine Operation notwendig.
„Beschwerden der Wirbelsäule, vor allem Schmerzen, können unter anderem durch angeborene erbliche, entzündliche und degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule verursacht werden“, erklärt Stephan Koch, Neurochirurg und Spezialist für Wirbelsäulenchirurgie am Klinikum Wels‐Grieskirchen. Ein operativer Eingriff ist nicht immer sofort zu empfehlen. Ausnahmen stellen Notfälle oder massive neurologische Ausfälle dar. Im Normalfall wird aber vorab die Stufenleiter an konservativen Therapien ausgeschöpft – darunter fallen eine gezielte Schmerztherapie, die gesamte Bandbreite der aktiven und passiven Maßnahmen der physikalischen Medizin bis hin zur Infiltration.“ Erst wenn diese Maßnahmen nicht zum gewünschten Behandlungserfolg führen, ist ein operativer Eingriff angezeigt.
Bandscheibenvorfall meist OP‐Grund bei Jüngeren
Bei jüngeren Patienten ist meist ein Bandscheibenvorfall ausschlaggebend für eine OP, wenn sich die Symptomatik nicht durch konservative Therapien innerhalb weniger Wochen deutlich bessert. „Bei reiner Schmerzsymptomatik stehen Infusionen und Medikamente einschließlich CT‐Infiltrationen und Physiotherapie zur Verfügung“, erklärt der Experte. Begleitend kann durch gezielte Physiotherapie mit auf den Patienten abgestimmten aktiven und passiven Maßnahmen dieser Prozess positiv beeinflusst werden.
„Die OP ist nur bei therapieresistenten Schmerzen, neurologischen Ausfällen, wie zum Beispiel einer Lähmung in Arm oder Bein, und bei massiver Druckwirkung am Rückenmark erforderlich.“
OA Dr. Stephan Koch, Abteilung für Orthopädie und orthopädische Chirurgie
Auch bei dieser Patientengruppe zeigen sich jedoch auch immer wieder konservative Therapieerfolge.
Was kann man aktiv gegen den Verschleiß der Wirbelsäule tun?
Wer viele Stunden sitzt und in derselben Position verharrt, begünstigt die Entstehung von Verspannungen, wenn er sich nicht regelmäßig bewegt und für Ausgleich sorgt. Prävention ist die effektivste Therapie gegen Verschleißerscheinungen: Wer regelmäßig etwas für seinen Rücken tut, kann dem frühzeitigen Verschleiß aktiv entgegenwirken. „Erforderlich ist letztens vor allem die Bereitschaft, etwas für sich zu tun“, so Koch. Eine Stärkung des Rückens unterstützt zugleich die Bandscheiben: Wichtig ist dabei, die Wirbelsäule ausreichend zu bewegen und nicht zu überlasten. Durch den Abbau von überflüssigen Kilos, regelmäßige Bewegung, Sport und gezieltes Rückentraining bleibt der Rücken stark und beweglich. Eine kräftige und gut koordinierte Muskulatur schont die Wirbelsäule und schützt dabei gleichzeitig die Bandscheiben. Denn anders als bei der Muskulatur erfolgt die Ernährung der Bandscheibe nur zum kleinen Teil über den Blutkreislauf. Stattdessen bezieht sie die nötigen Nährstoffe aus dem umliegenden Gewebe, was ihr nur gelingt, wenn ein ausreichender Wechsel zwischen Bewegung und Entlastung gegeben ist.