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Eine Erfolgsgeschichte der modernen Medizin

Trotz revolutionärer Fortschritte in der Therapie bleibt Virushepatitis eine bedeutende globale Gesundheitsherausforderung. Laut dem Global Hepatitis Report 2024 der WHO steigt die Zahl der durch Virushepatitis bedingten Todesfälle weltweit, obwohl Diagnostik- und Therapieoptionen verbessert wurden. In Österreich sind die Zahlen vergleichsweise niedrig. Heute stehen wirksame Behandlungsformen zur Verfügung, um Komplikationen und Langzeitschäden zu vermeiden. Die Kenntnis der eigenen Leberwerte spielt dabei eine zentrale Rolle für einen möglichst frühzeitigen Therapiestart.

"Virushepatitis ist eine entzündliche Erkrankung der Leber, verursacht durch verschiedene Viren. Hepatitis B und C führen am häufigsten zu chronischen Infektionen und schweren Komplikationen wie Leberzirrhose und Leberkrebs", erklärt Harald Hofer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin I am Klinikum Wels-Grieskirchen und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Gastroenterologie und Hepatologie (ÖGGH).

Die Hepatitisviren werden unterschiedlich übertragen. „Hepatitis A und E verbreiten sich hauptsächlich durch kontaminiertes Wasser und Lebensmittel und verlaufen bis auf Einzelfälle der Hepatitis E nicht chronisch. Hepatitis B, C und D hingegen werden durch Blut und Körperflüssigkeiten übertragen und nehmen oftmals einen chronischen Verlauf“, so Hofer. „Needle-Sharing und sexuelle Übertragungen sind hier große Themen.“ Akute Infektionen können Symptome wie Übelkeit, Erbrechen, Oberbauchschmerzen und Gelbsucht (Ikterus) verursachen. Chronische Infektionen verlaufen oft symptomarm, was ihre frühzeitige Erkennung erschwert.

Revolutionäre Behandlungs-
fortschritte

Die Behandlungsmöglichkeiten für Hepatitis haben sich in den letzten Jahrzehnten erheblich verbessert. Ein wirksamer Impfstoff hat die Verbreitung von Hepatitis B weltweit stark reduziert und schützt auch vor Hepatitis D. „Wirksame und gut verträgliche Medikamente, sogenannte Nukleosid- und Nukleotidanaloga haben die Behandlung von chronischer Hepatitis B verbessert, indem sie die Vermehrung des Virus unterdrücken und so schwere Leberschäden verhindern“, sagt Hofer. Auch gegen Hepatitis A ist eine Impfung verfügbar.

Gegen Hepatitis C gibt es noch keine Impfung, jedoch seit 2014 direkt antiviral wirksame Medikamente, die die Heilungsrate mittlerweile auf nahezu hundert Prozent steigern konnten. Die Therapiedauer liegt bei acht bis zwölf Wochen und weist wenig Nebenwirkungen auf. „Die Entdeckung des Hepatitis-C-Virus 1989 und die Entwicklung effektiver Therapien sind ein leuchtendes Beispiel moderner Medizin“, betont der Internist. „Die Therapie der Hepatitis C ist nahe an der Perfektion und kann schwere Komplikationen wie Leberzirrhose, Leberkrebs und die Notwendigkeit einer Lebertransplantation verhindern“.

Früherkennung, Prävention und Zukunftsperspektiven

Die WHO hat sich das Ziel gesetzt, die Hepatitis C bis 2030 zu eliminieren.

Prim. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer © Robert Maybach

„Ziel muss es nunmehr sein, alle infizierten Personen zu diagnostizieren und einer Therapie zuzuführen. In Deutschland ist diesbezüglich bereits ein bundesweites Screening etabliert. Dies wäre auch für Österreich sinnvoll und wünschenswert."

Prim. Univ.-Prof. Dr. Harald Hofer, Leiter der Abteilung für Innere Medizin I, Gastroenterologie und Hepatologie, Rheumatologie, Endokrinologie und Diabetologie, Klinikum Wels-Grieskirchen

 

„Eine einmalige Bestimmung des Hepatitis-C-Antikörpers ermöglicht das Identifizieren von Betroffenen, die das Virus tragen, aber keine Symptome zeigen“, so der ÖGGH- räsident. „Jeder Erwachsene sollte seine Leberwerte über eine Blutuntersuchung beim Hausarzt erheben lassen. Wenn es Abweichungen gibt, führt der Weg zum Internisten im niedergelassenen Bereich und bei weiteren Fragestellungen in die Leberambulanz im Krankenhaus.“ „Hier wäre es sinnvoll, bei der Gesundenuntersuchung die sogenannten Transaminasen zu bestimmen. Derzeit wird leider nur die Gamma-GT bestimmt, wodurch Lebererkrankungen wie z.B. eine Virushepatitis übersehen werden können“, sagt Hofer.

Am Klinikum Wels-Grieskirchen werden alle Formen der chronischen Hepatitis behandelt. „Wir decken in unserer Leberambulanz ein breites Spektrum ab, darunter Patienten mit Leberzirrhose, Leberkrebs sowie Patienten vor und nach einer Transplantation“, so Hofer.

Healthy liver, healthy life: Bedeutung der Lebergesundheit

Die Fortschritte in der Behandlung von Virushepatitis haben die Prognose für betroffene Patienten erheblich verbessert. „Die Leber hat das Potenzial, sich nach Wegfall des Entzündungsreizes zu erholen. Wenn beispielsweise die auslösende Hepatitis C therapiert ist, kann es zur Regeneration der Leber kommen“, erläutert der Experte. Die neuen Hepatitis-C-Therapien senken somit auch den Bedarf an lebenswichtigen Lebertransplantationen. „Um diese Erfolge zu sichern und die Lebergesundheit langfristig zu erhalten, spielt die Kenntnis der Leberwerte eine wichtige Rolle“, schließt Hofer.

Als Präsident der ÖGGH setzt er sich gemeinsam mit vielen Experten für Aufklärung und Prävention ein. „Lebergesundheit ist ein großes Thema und braucht viel Unterstützung in der Aufklärung der Bevölkerung“, so der Mediziner. „In diesem Zusammenhang finden die Aspekte des Alkoholkonsums, falscher Ernährung und mangelnder Bewegung in Österreich noch zu wenig Beachtung. Erfreulich ist, dass die Therapie der Fettleber derzeit eine wahre Explosion an neuen Studien erlebt. Hier werden wir in den nächsten Jahren erstmals effektive Medikamente zur Verfügung haben“, freut sich der Hepatologe.

Weltweite Lage

Trotz revolutionärer Fortschritte in der Therapie bleibt Virushepatitis eine bedeutende globale Gesundheitsherausforderung. Mit 1,3 Millionen Todesfällen pro Jahr zählt sie zu den häufigsten infektiösen Todesursachen, gleichauf mit Tuberkulose. Jeden Tag sterben weltweit 3500 Menschen an Hepatitis B- und C-Infektionen.