Gut sehen im Alter
Eine hochsensible Kamera, ein präzises Hightech‐System – das ist unser Auge, eines der wichtigsten Sinnesorgane des Menschen. Durch diese komplexe Optik können wir die Welt in ihrer Vielfalt wahrnehmen, Farben entdecken und räumliche Strukturen erleben. Mit den Jahren zeigen sich wie überall im Körper auch hier verstärkt Abnutzungserscheinungen. Durch drei Haupterkrankungen ist das Auge im Alter am öftesten betroffen: Katarakt, Makuladegeneration und Glaukom. Wie man ihnen am besten vorbeugt, sie zeitgerecht erkennt und optimal therapiert erklären die Augenspezialisten des Klinikum Wels‐Grieskirchen bei der Gesundheitsveranstaltung „Klinikum Wissensforum“ am 16. Mai ab 18 Uhr, diesmal mit dem Fokus: Auge.
Beim normalsichtigen Auge treffen sich die Lichtstrahlen genau im Brennpunkt auf der Netzhaut, auf dem sogenannten „Punkt des schärfsten Sehens“, der Makula. Werden die Lichtstrahlen auf dem Weg durch das Auge nicht optimal gebrochen, kann das Licht nicht mehr in einem Punkt gebündelt werden. Die Folgen sind Fehlsichtigkeit oder Sehschwäche. Ist schlechtes Sehen nicht angeboren, ist es normal, dass die Sehkraft mit dem Alter nachlässt. Einige Augenerkrankungen beginnen aber völlig unbemerkt und können ohne zeitgerechte Therapie sogar zum Erblinden führen.
Die 3 Haupterkrankungen des Auges im Alter
Katarakt – Der Graue Star
Eine typische altersbedingte Einschränkung des Sehvermögens ist die Katarakt, auch als der Graue Star bezeichnet. „Es handelt sich um eine Linsentrübung, deren Hauptursache im natürlichen Alterungsprozess der Linse liegt“, so Ali Abri, Leiter der Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie am Klinikum Wels‐Grieskirchen. Zu den Beschwerden zählen vor allem schleichende Sehkraft‐ und Kontrastsehminderung sowie verstärktes Blendungsgefühl, besonders abends. „Die Korrektur des Grauen Stars ist die weltweit am häufigsten durchgeführte Operation. Dabei wird die getrübte Linse durch eine künstliche klare Linse ersetzt. Der Eingriff ist für den Patienten kurz, schmerzlos und komplikationsarm.“ Der Einsatz von Lasern gilt als technischer Durchbruch in der Katarakt‐Operation. Die Augenabteilung am Klinikum Wels‐Grieskirchen verwendet als eine der ersten Abteilungen Österreichs die neueste Generation des Femtosekundenlasers bereits seit 2014.
Altersabhängige Makuladegeneration (AMD)
In Österreich sind derzeit rund 200.000 Menschen von der Altersabhängigen Makuladegeneration (AMD) betroffen. Es besteht die Gefahr, dass sie erblinden. „Abbauprodukte des Sehprozesses lagern sich verstärkt in der Makula ab und schädigen diese“, erklärt der Welser Augenprimar. „Ungünstig wirken sich auch Rauchen, Bluthochdruck und hohe UV‐Strahlung aus.“ Zu den Anzeichen zählt unter anderem das Wahrnehmen gerader Linien als wellenförmig. Dies kann zum Beispiel auch mit dem Amsler‐Gitter selbst getestet werden (siehe Bild). Später wird im Zentrum des Gesichtsfeldes ein leerer oder grauer Fleck wahrgenommen. Zur Vorbeugung raten Experten zum sofortigen Rauchstopp, dem Tragen einer Sonnenbrille sowie zur Einnahme von Vitaminen und Antioxidantien (zum Beispiel Vitamine C und E, Omega‐3‐Fettsäuren und Zink), besonders bei der sogenannten trockenen Form. Seit Anfang Oktober 2018 wird die medikamentöse Behandlung der Patienten mit Netzhauterkrankungen im neu etablierten modernen IVOM‐Zentrum direkt am Klinikum‐Standort Wels durchgeführt. Entscheidender Vorteil für die Patienten: Aufnahme, Voruntersuchungen, Injektionsbehandlung und Entlassung finden an einem zentralen Ort statt. Im Klinikum Wels‐Grieskirchen werden derzeit ca. 8.000 IVOMs (intravitreale operative Medikamenteneingaben) durchgeführt.
„Die Altersabhängige Makuladegeneration kann heute noch nicht geheilt werden, vor allem die feuchte Form jedoch stabilisiert und die Sehkraft sogar verbessert werden, zum Beispiel durch die Injektion von Medikamenten direkt in den Glaskörper.“
Prim. Dr. Ali Abri
Leiter der Abteilung für Augenheilkunde und Optometrie
am Klinikum Wels-Grieskirchen
Glaukom, der Grüne Star
Eine weitere altersbedingte Ursache für Sehbehinderung und Erblinden ist das Glaukom. 2,4 Prozent der Bevölkerung sind ab dem 40. Lebensjahr davon betroffen. „Das krankheitsbedingte Absterben des Sehnervs wird durch einen erhöhten Augendruck und die damit verbundene schlechte Durchblutung verursacht“, so der Augenspezialist. „Die langsame Schädigung des Sehnervs führt unter anderem zu Gesichtsfeldeinschränkungen.“ Die moderne Diagnostik und Therapie des Grünen Stars ist einer der Schwerpunkte der Augenheilkunde am Klinikum Wels‐Grieskirchen. Behandelt wird das Krankheitsbild etwa durch Verabreichung von Tropfen, Laserbehandlungen und im Weiteren auch mit augenchirurgisch minimalinvasiven Eingriffen.
Selbsttest mit Amsler‐Gitter
Betrachten Sie das Gitter bei heller Beleuchtung mit einem Abstand von 30 bis 40 Zentimetern, gegebenenfalls mit Lesebrille!
Decken Sie ein Auge mit der Hand ab, fixieren Sie mit dem anderen Auge den schwarzen Punkt in der Mitte!
Falls Folgendes auftritt, konsultieren Sie bitte Ihren Augenarzt:
- der Punkt in der Mitte ist nicht zu sehen
- Sie sehen Löcher oder graue Schleier
- dunkle oder verschwommene Stellen treten auf
- die Kästchen sind unterschiedlich groß
- Sie sehen verbogene oder verzerrte Linien
So funktioniert das Auge
Wie bei einer hochsensiblen Kamera fällt das Licht durch die Pupille ins Auge. Durch die unterschiedlichen Bauteile des Auges gebündelt wird schließlich auf die Netzhaut an der Rückwand des Auges ein Bild projiziert. Dies ist vorerst allerdings auf den Kopf gestellt und wird erst in der Informationsverarbeitung im Gehirn zurechtgerückt. Auf der Netzhaut werden Millionen Details über Helligkeit und Farbe in Nervenimpulse umgewandelt und über den Sehnerv ans Gehirn
weitergeleitet.