Hormonstörungen im Kindesalter
Ob ihr Kind in der Norm wächst, dazu beraten die Experten des Schwerpunkts Kinderendokrinologie, Kinderdiabetologie und Adipositas am Klinikum Wels-Grieskirchen besorgte Eltern. Walter Bonfig, Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, und sein Team sind insbesondere mit Wachstums- und Pubertätsstörungen, Schilddrüsenstoffwechselstörungen und krankhaftem Übergewicht befasst. Auch Störungen der Nebennieren, der Hormone der Hirnanhangsdrüse sowie des Calcium-Phosphat-Stoffwechsels sowie Varianten der Geschlechtsentwicklung sind Themen in den Spezialsprechstunden der Abteilung. Diese hormonell bedingten seltenen Erkrankungen lassen sich heute gut behandeln.
„Wir klären Klein- und Großwuchs, Hypophysenhormonausfälle oder Schilddrüsenstörungen ab“, erklärt Primar Walter Bonfig. „Auch Kinder können zum Beispiel an der Hashimoto-Thyreoiditis erkrankt sein.“ Eine Schilddrüsenunterfunktion zeigt sich oft wenig charakteristisch und ist für die Eltern nicht vordergründig als Krankheitsbild zu identifizieren.
„Motivationslosigkeit, Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen sowie Übergewicht können Anzeichen für eine Schilddrüsenunterfunktion sein.“
Prim. Univ.-Prof. Dr. Walter Bonfig
Leiter der Abteilung für Kinder- und Jugendheilkunde, Experte für Kinderendokrinologie, Kinderdiabetologie und Adipositas
„In ausgeprägten Fällen leiden die jungen Patienten an Wachstums- und Entwicklungsstörungen und in der Schule zeigt sich manchmal ein Leistungsknick.“ In der endokrinologischen Spezialsprechstunde am Klinikum Wels-Grieskirchen wird für jeden jungen Patienten individuell nach der besten Therapie gesucht: „Störungen wie jene der Schilddrüsenfunktion lassen sich prinzipiell gut behandeln und somit ist die Symptomatik in den Griff zu bekommen.“
Warnsignal Übergewicht
Auch Adipositas liegt im Fokus der Kinderendokrinologen: „Wenn sie bereits vor dem Alter von fünf Jahren auftritt, handelt es sich oft um eine genetisch bedingte Sonderform, die einer endokrinologischen Untersuchung, einer medizinischen Diagnosestellung und einer entsprechenden Therapie bedarf“, so der Welser Experte. „Schwere Kinder sind meist groß gewachsen. Deshalb soll einem Wachstumsknick bei Übergewicht besondere Aufmerksamkeit zukommen.“ Erkrankungen, wie etwa das Cushing-Syndrom, eine erhöhte Konzentration von Kortisol im Blutplasma, die Körperveränderungen hervorruft, oder ein Kraniopharyngeom, ein gutartiger Kopftumor, müssen ausgeschlossen werden. „Generell geben Abweichungen vom linearen Wachstum Hinweise auf etwaige Wachstumsstörungen – treten bei einem Wachstumsknick zusätzlich Kopfschmerzen, Sehstörungen und hoher Flüssigkeitsbedarf auf, ist eine Abklärung wichtig.“
Seltene endokrinologische Erkrankungen
Mehrere Millionen Menschen innerhalb der Europäischen Union sind von einer Bandbreite von rund 8.000 sogenannten seltenen Erkrankungen betroffen. Diagnosestellungen sind oft langwierig, die Betreuung der Patienten verläuft schwierig, da pro Land jeweils nur wenige Erfahrungswerte und Experten verfügbar sind. Um die umfassende Versorgung der Patienten zu fördern, wurden durch die EU Europäische Referenznetzwerke, kurz ERN, Zentren für seltene Erkrankungen etabliert. Eines der Netzwerke für seltene Erkrankungen ist das Endo-ERN, das sich mit seltenen Hormonstörungen befasst. Mit seinem diesbezüglichen Schwerpunkt auf der Kinderabteilung ist auch das Klinikum Wels-Grieskirchen Partner. Die Verknüpfung der Expertise innerhalb Europas schafft effektiven und flächendeckenden Wissenstransfer, schnelle und sichere Diagnostik und somit eine Steigerung in der Qualität der Patientenversorgung.
Schon gewusst?
Endokrinologische Erkrankungen fordern das Gesundheitswesen heraus: Sie haben zumeist chronische Folgen und benötigen eine Betreuung über die gesamte Lebensspanne.