Minimalinvasive Behandlung der Mitralklappen-Verengung
Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung sind 40 Prozent aller Todesfälle auf ein Herzleiden zurückzuführen. Meist handelt es sich dabei um altersbedingte Verschleißerkrankungen, die maßgeblich durch negativ besetzte Lebensstilmaßnahmen, wie Rauchen, unausgewogenes Ernährungsverhalten und zu wenig Bewegung, beeinflusst sind. Das Herz schlägt rund 100.000 Mal pro Tag. Dabei sind die Herzklappen im Laufe eines Lebens starken mechanischen Belastungen ausgesetzt, welche im Alter zu Verengungen oder Undichtigkeiten führen können. Aber auch bei jungen Menschen können Entzündungen oder bakterielle Infekte Herzklappen angreifen und schwerwiegende Symptome auslösen. So auch bei einer 33-jährigen Mutter – am Klinikum Wels-Grieskirchen konnte ihre Mitralklappenverengung mit einem Ballonkatheter minimalinvasiv behoben werden.
„Bei einer Verengung der Mitralklappe, der sogenannten Mitralstenose, staut sich das Blut im linken Vorhof und in die Lunge zurück“, erklärt Ronald Binder, Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin, am Klinikum Wels-Grieskirchen. „Dies macht sich durch Atemnot, Müdigkeit, Leistungsintoleranz und Herzrhythmusstörungen bemerkbar.“ Da die Mitralstenose ein mechanisches Problem darstellt, kann die Klappenöffnung nicht durch Medikamente wieder hergestellt werden. „Grundsätzlich gibt es für die Mitralstenose zwei Therapiemöglichkeiten: Erstens eine Operation am offenen Herzen, bei welcher die Mitralklappe ersetzt oder repariert wird. Und zweitens eine minimalinvasive Aufdehnung der verengten Herzklappe durch einen Ballonkatheter.“
Röntgenaufnahmen und Grafik zeigen die Aufdehnung der Mitralklappe mittels Ballonkatheter:
Junge Mutter erfolgreich minimalinvasiv behandelt
Im Mai 2019 wurde eine bisher gesunde 33-jährige Mutter dreier Kinder wegen Luftnot, Schwäche und Herzrhythmusstörungen im Klinikum Wels-Grieskirchen aufgenommen. „Als Ursache der Beschwerden konnte eine schwere Mitralstenose diagnostiziert werden. Durch eine Infektion im Kindesalter kam es zu einer Entzündung an der Mitralklappe, welche die Segel der Klappe mit der Zeit verklebt hatte.“ Die Situation der Patientin wurde im „Heart Team“ besprochen. Die Klinikum-Experten entschieden sich für eine minimalinvasive Aufdehnung der Klappe am schlagenden Herzen. Noch im selben Monat wurde der Eingriff erfolgreich zum ersten Mal am Klinikum Wels-Grieskirchen durchgeführt. Von der rechten Leiste aus wurde über den rechten Vorhof ein Zugang durch die Vorhofscheidewand zum linken Vorhof hergestellt. Darüber wurde ein Ballon-Katheter in den linken Vorhof bis zur Mitralklappe eingebracht und die verengte Herzklappe am schlagenden Herzen aufgedehnt. Am Ende der Dehnung hatte sich die Öffnungsbewegung der Herzklappe mehr als verdoppelt. Die Patientin spürte bereits in den Tagen nach dem Eingriff eine deutliche Verbesserung der Leistungsfähigkeit und konnte das Krankenhaus bald verlassen.
Prim. Priv.-Doz. Dr. Ronald K. Binder mit der glücklichen Patienten – sie ist seit dem minimalinvasiven Eingriff beschwerdefrei.
So arbeiten die Herzklappen
- Im rechten Vorhof des Herzens sammelt sich sauerstoffarmes Blut.
- Von dort wird es in die rechte Herzkammer weitergeleitet.
- Von der rechten Herzkammer wird es über die Lungenschlagader in die Lungen gepumpt.
- Hier nimmt es neuen Sauerstoff auf.
- Dann sammelt sich das Blut im linken Vorhof.
- Von dort wird es in die linke Herzkammer weitergeleitet.
- Über die Aorta wird das sauerstoffreiche Blut in den großen Körperkreislauf gepumpt.
- Bei diesem Vorgang übernehmen die vier Herzklappen die Funktionen von Ein- und Auslassventilen.