Positive Stimmung unterstützt das Immunsystem
Am Department für Psychosomatik für Erwachsene am Klinikum-Standort Grieskirchen lernen Patienten, ihren Gefühlen (wieder) Ausdruck zu verleihen, sich ihrer seelischen Bedürfnisse bewusstzuwerden und Methoden der Spannungsreduktion anzuwenden. Dies gelingt durch das Psychotherapieangebot und Spezialverfahren wie zum Beispiel Körperwahrnehmung, Achtsamkeitstraining- und Genusstraining. Der Schwerpunkt Psycho-Neuro-Immunologie hilft, Wirkmechanismen zu erkennen, welche die Körpersituation verändern und im Laufe der Jahre Beschwerden auslösen können. Auch im Alltag kann sich jeder einzelne von uns durch einfache Maßnahmen etwas Gutes tun und das Immunsystem dabei unterstützen.
Unser Immunsystem steht in ständiger Wechselwirkung mit unseren Gefühlen, Gedanken und unserem Verhalten. Einen Blick auf dieses Zusammenspiel seelischer und körperlicher Gesundheit werfen Walter Neubauer und sein Team der Erwachsenenpsychosomatik. „Unser Abwehrsystem ist eng verzahnt mit dem Nervensystem, was sich darin ausdrückt, dass Transmitter des Nervensystems auf das Immunsystem wirken und umgekehrt“, erklärt der Departmentleiter.
„Emotionen fungieren als ‚Botenstoffe‘ der menschlichen Psyche an unser Bewusstsein, um unsere seelische Befindlichkeit mitzuteilen. Positive Gefühle sagen, dass die Bedürfnisse der Seele gestillt sind, negative Gefühle weisen auf einen seelischen Mangelzustand hin.“
OA Dr. Walter Neubauer
Leiter Department für Psychosomatik für Erwachsene
Bei zunehmenden Mangel wird im Körper die sogenannte Stressreaktion über die Ausschüttung von Stresshormonen in Gang gesetzt. Bei längerfristiger Stressaktivierung wird die Arbeit des Immunsystems beeinträchtigt, was zu entsprechend erhöhtem Krankheitsrisiko führt. „Beispiel: Das Stresshormon Cortisol bremst das Immunsystem und wird auch in der medizinischen Behandlung bei überschießender Immunreaktion zu diesem Zweck eingesetzt. Insgesamt wird jede Gefühlslage dem Körper mitgeteilt, darunter auch dem Immunsystem“, so der Internist.
Fördern die Gesundheit: Optimismus und Selbstwert
Zwischen Psyche, Nerven- und Immunsystem findet also ein ständiger Informationsaustausch statt, welcher im Fachgebiet der Psycho-Neuro-Immunologie seit den siebziger Jahren zunehmend intensiv beforscht wird. „Förderlich auf das Immunsystem wirkt sich aus, wenn wir in einer positiven seelischen Verfassung sind, wenn wir also zum Beispiel eine optimistische Lebenshaltung einnehmen und ein gutes Selbstwertgefühl und auch Selbstvertrauen haben“, sagt Neubauer. Emotionen senden Signale an das Immunsystem und können es dadurch stärken oder schwächen. „Wenn wir erleben, dass wir in guten Beziehungen zu unseren Mitmenschen eingebettet sind und Gefühle wie Dankbarkeit, Fröhlichkeit und Begeisterung erleben, kann das Studien zufolge zu einer verminderten Infektanfälligkeit gegen Rhinoviren führen.“ Umgekehrt wirkt sich negative Emotionalität bei unangenehmen Stress oder Depressivität je nach Ausprägung und Dauer immunologisch ungünstig aus. Wissenschaftliche Untersuchungen zu „Diabetes und Depression“ haben gezeigt, dass Ärger, Anspannung oder schlechte Stimmung oft zu Unterzuckerung oder starker Überzuckerung führen, während positive Stimmung und Glücksgefühle mit einer guten Blutzuckereinstellung einhergehen.
Achtsamkeit stärkt das Immunsystem
Therapeutisch hervorragend untersucht als Methode zur Regulation negativer Gefühle ist die sogenannte Achtsamkeitsmeditation, die Mindfulness Based Stress Reduction (MBSR). Anhaltspunkte einer positiven Wirkung auf das Immunsystem sind der Rückgang von Entzündungen, die Verbesserung der zellgebundenen Immunität sowie eine Linderung der Beschwerden bei chronischen Schmerzzuständen.