Rheuma: Körper gegen Körper
In manchen Fällen richtet sich das eigene Immunsystem gegen gesunde Körperstrukturen. Dann spricht man von einer Autoimmunerkrankung. Zu den häufigsten zählen entzündlich-rheumatische Erkrankungen. Die auslösenden Faktoren für die Entzündungsreaktion sind bis heute nicht bekannt. Rheumatologe Wolfgang Kranewitter vom Klinikum Wels-Grieskirchen spricht zu Symptomen, Risikofaktoren und Therapieoptionen.
„Häufig machen sich bei Krankheitsbeginn Schmerzen von Gelenken und Muskeln und Schwellungen von Gelenken bemerkbar“, erklärt Spezialist Wolfgang Kranewitter von der Abteilung für Innere Medizin I am Klinikum Wels-Grieskirchen. Auffällig sind Morgensteifigkeit und vermehrte Müdigkeit. „Es können auch Augen, Lungen oder Haut betroffen sein. Somit gibt es nicht ein einzelnes Symptom, an dem man eine Rheumaerkrankung sicher erkennen kann.“
Genetische Veranlagung für immunologische Fehlreaktion
Die auslösenden Faktoren selbst sind nicht bekannt; diskutiert werden erbliche Faktoren und Risikofaktoren wie Rauchen, Übergewicht und Infektionen.
„Eine Rheumaerkrankung in der Familienanamnese birgt ein erhöhtes Risiko: Bei Verwandten ersten Grades besteht zum Beispiel ein dreifach erhöhtes Risiko an Rheumatoider Arthritis zu erkranken.“
OA Dr. Wolfgang Kranewitter
Abteilung für Innere Medizin I, Gastroenterologie und Hepatologie, Rheumatologie, Endokrinologie und Diabetologie
Entgegen verbreiteter Meinung handelt es sich nicht um ein Altersleiden, häufig erkranken jüngere Menschen, manchmal selbst Kinder. „Beispiele sind eben die Rheumatoide Arthritis, aber auch Psoriasisarthritis und Morbus Bechterew“, so Kranewitter. Die Geschlechterverteilung variiert je nach Krankheit. Rheumatoide Arthritis etwa trifft Frauen doppelt so oft wie Männer.
Therapieziele: Beschwerdefreiheit und Funktionserhalt
Wenn Gelenksschwellungen oder -schmerzen ohne vorherige Verletzung über mehrere Wochen bestehen, sollte der Hausarzt aufgesucht werden. Er kann meist bereits zwischen Arthrose, Gicht und einer rheumatischen Erkrankung unterscheiden. „Bei Verdacht ist die Vorstellung beim Rheumatologen wichtig“, empfiehlt der Experte. Wichtig ist eine rasche Therapieeinleitung, da diese den Krankheitsverlauf wesentlich beeinflussen kann und so Schäden an den Gelenken verhindert werden. „Für die drei genannten Beispiele stehen gut wirksame Medikamente in Form von Tabletten, Injektionen und Infusionen zur Verfügung.“ Auch spontane Heilungen sind möglich, überwiegend verlaufen die Erkrankungen aber chronisch. Eine Milderung der Symptome, teilweise sogar Beschwerdefreiheit, wird durch eine entsprechende Medikation erreicht. Physio- und Ergotherapie spielen eine große Rolle, um die Funktionsfähigkeit der Gelenke aufrechtzuerhalten. Nach ärztlicher Absprache und angepasst an den Krankheitsverlauf kann regelmäßige Bewegung helfen, Muskeln zu stärken, Gelenke beweglich und das Herz-Kreislauf-System fit zu halten. Das Steigern von Kraft und Ausdauer unterstützt die Patienten im Alltag. Zu den gelenkschonenden Sportarten zählen zum Beispiel Walking, Radfahren und Schwimmen. Unterstützend wirken eine ausgewogene Mischkost und das Vermeiden von Übergewicht.
Weiterführende Informationen
Die auslösenden Faktoren für entzündlich-rheumatische Erkrankungen sind bis heute nicht bekannt. Durch körpereigene Stoffe, als Entzündungsmediatoren bezeichnet, werden Entzündungsreaktionen eingeleitet und aufrechterhalten. Dabei werden Entzündungszellen aktiviert und angelockt. Durch die Bildung von Endothelzellen kommt es zur Gewebeschädigung oder Fibrosierung. Eine rasche Therapie kann Schäden an den Gelenken verhindern. Deshalb ist es wichtig, bei Verdacht auf eine Erkrankung so bald wie möglich einen Spezialisten zu konsultieren.