Schmerz ist nicht gleich Schmerz

Schmerz ist nicht gleich Schmerz

Erschöpfung, Schmerz, Herz-Kreislauf- und Verdauungsprobleme: Manchmal können auch Experten bei körperlichen Beschwerden keine ausreichend erklärende organische Ursache feststellen. Somatoforme Störungen zählen zu den häufigsten Gründen für einen Arztbesuch.

 

Unter „Schmerz“ versteht man eine unangenehme Empfindung, welche mit einer Schädigung des Gewebes einhergehen kann – sie muss aber nicht immer in direktem Zusammenhang mit einer Verletzung oder einer Entzündung stehen. „Körperlich erlebte Schmerzen können auch durch unverarbeitete schmerzhafte seelische Erlebnisse aus der Vergangenheit bedingt sein“, erklärt Walter Neubauer, Leiter des Departments für Psychosomatik für Erwachsene am Klinikum Wels-Grieskirchen.

Schmerz als ständiger Begleiter

Schmerzen, welche beispielsweise von einem Sturz herrühren, können sich bei seelisch belasteten Menschen auf andere Körperregionen ausweiten. Schmerzmittel, Physiotherapie oder chirurgische Eingriffe bringen dann keine Linderung. Am Department für Psychosomatik in Grieskirchen wird die Schmerzkrankheit nach einem speziell erarbeiteten Konzept behandelt. „Die Chronifizierung des Schmerzes wird durch ein komplexes Zusammenwirken von bio-psycho-sozialen Faktoren bedingt und durch dieses auch aufrechterhalten“, führt Neubauer aus. „Damit Menschen zu einem heilsamen Umgang mit beispielsweise Kopf- oder Rückenschmerzen finden können, lernen sie in der Psychoedukation, diese komplexen Zusammenhänge zu verstehen. Dadurch erst werden sie bereit, sich auf so einen differenzierten Weg der Behandlung einzulassen.“

Das Schmerzmodul

Betroffene müssen wieder lernen, zwischen schmerzlichem Körpersignal und schmerzlichen Gefühlsreaktionen zu unterscheiden, sowie in weiterer Folge ihre körperlichen, seelischen und sozialen Bedürfnisse zu erkennen. Patienten lernen dies im gemeinsamen Arbeiten in kleinen Schmerzbewältigungs­gruppen.

OA Dr. Walter Neubauer

„Dem Erlebnis eines respektvollen, fürsorglichen Umgangs in einer überschaubaren Gemeinschaft von Menschen, in der man sich wohlfühlt, kommt eine große therapeutische Bedeutung zu.“

OA Dr. Walter Neubauer, Leiter des Departments für Psychosomatik für Erwachsene am Standort Grieskirchen

 

 

Neben einer Vorbereitungs- und Nachbereitungsgruppe wird das Programm in drei mal zwei stationären Wochenblöcken abgehalten, mit jeweils zwei Wochen Zeit dazwischen, um das Gelernte zu Hause praktisch umzusetzen. Vereinzelt werden auch tagesklinische Plätze angeboten.

Zehn Jahre Psychosomatik für Erwachsene

„Komplexe Systeme benötigen einen komplexen Behandlungsansatz“, davon ist Neubauer überzeugt. „Mit zehnjähriger Erfahrung bietet die Psychosomatik für Erwachsene deshalb an unserem Schwerpunkt­krankenhaus ein breites Therapiespektrum an.“ Dieses beinhaltet neben der Behandlung von chronischen Schmerzen etwa auch Ansätze bei psychischen Beeinträchtigungen, zum Beispiel Ängsten, Depressionen oder Burnout, sowie für körperliche Beschwerden, die wesentlich mit dem seelischen Befinden im Zusammenhang stehen. Auch Patienten mit schweren körperlichen Erkrankungen, bei denen seelische oder soziale Faktoren eine Rolle spielen, bis hin zu Betroffene von Essstörungen mit Essattacken (Binge Eating Disorder) oder anhaltender Beeinträchtigung nach Adipositas-Chirurgie finden am Department für Psychosomatik Spezialisten als Ansprechpartner. Dabei spielt das klassisch medizinische Angebot mit Diagnostik, Medikamenten und Physiotherapie ebenso eine Rolle wie psychotherapeutische Methoden, etwa in Form des Entspannungs- oder Genusstrainings.