Unterschätzte Erkrankung Lungenembolie
Obwohl es heute rasche Diagnosemöglichkeiten und gut verfügbare wirksame Therapieoptionen gibt, versterben in Österreich jährlich rund 4.000 Menschen an einer Lungenembolie. Immerhin doppelt so viele müssen aufgrund der Erkrankung stationär im Krankenhaus aufgenommen werden. Kann das Blutgerinnsel nicht durch medikamentöse Blutverdünnung oder Lyse‐Infusionen aufgelöst werden, steht neben dem operativen Eingriff auch die direkte, schonende Entfernung über einen Katheter zur Verfügung.
Verstopft ein Blutgerinnsel die lebenswichtigen Lungengefäße, ist die Ursache meist in Bettlägerigkeit, Gerinnungsstörungen, operativen Eingriffen oder einer Tumorerkrankung zu suchen. Betroffen können aber auch junge gesunde Menschen sein. Die Mortalitätsrate ist hoch. Aktuelle Daten zeigen: Die Lungenembolie ist nach Herzinfarkt und Schlaganfall die dritthäufigste kardiovaskuläre Todesursache.
Schnelle Diagnose und Therapie können Leben retten
Bei einer bedrohlichen Lungenembolie konnte einem 56‐Jährigem aus dem Bezirk Eferding am Klinikum Wels‐Grieskirchen das Blutgerinnsel mittels Katheter direkt aus der Lunge entfernt werden. Der Patient erholte sich dank des minimalinvasiven Eingriffs rasch, er wurde bereits nach zweitägiger intensivmedizinischer Beobachtung auf die Normalstation verlegt. „Wenige Tage vor der Diagnosestellung litt der Patient zunehmend unter einem Druckgefühl in der Brust, Atemnot und Leistungsabfall“, erklärt Elisabeth Laßnig, Oberärztin an der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels‐Grieskirchen. Gemeinsam mit Kardiologie‐Primar Ronald Binder nahm sie den kathetergestützten Eingriff vor.
„Nach Erstuntersuchung und Diagnosestellung haben wir entschieden, das Blutgerinnsel über die Leiste zu entfernen. Diese Technik wurde an unserem Klinikum zum ersten Mal angewandt, der Patient hat maximal vom Eingriff profitiert.“
OÄ Dr. Elisabeth Laßnig
Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin
Was man zum Thema Lungenembolie wissen sollte
Thrombosen treten vor allem bei längerer Immobilität, Blutgerinnungsstörungen, im Rahmen von Tumorerkrankungen und nach Operationen auf. „Löst sich ein Blutgerinnsel aus den Beinvenen und bewegt sich mit dem Blutstrom in den Lungenkreislauf, kommt es zur potenziell lebensbedrohlichen Lungenembolie“, erklärt Ronald Binder, Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin am Klinikum Wels‐Grieskirchen. Verstopft der Thrombus das Blutgefäß, wird die Sauerstoffaufnahme stark eingeschränkt. Kommt es zu einer Überlastung der rechten Herzkammer, droht ein Kreislaufstillstand.
„Wird ein Patient mit entsprechender Symptomatik eingeliefert, kann über ein CT, den Herzultraschall und eine Blutanalyse rasch auf ein Blutgerinnsel geschlossen werden. Je nach Zustand und Risiko wird die weitere Therapie erwogen.“
Prim. Priv.-Doz. Dr. Ronald K. Binder
Leiter der Abteilung für Innere Medizin II, Kardiologie und Intensivmedizin
Am Klinikum Wels‐Grieskirchen stehen die modernsten Behandlungsmethoden für die Lungenembolie zur Verfügung. Neben der Blutverdünnung und der Lysetherapie gibt es nun auch minimalinvasive, katheterbasierte Verfahren wie die ultraschallunterstützte lokale Lyse in der Lunge und die direkte Entfernung des Blutgerinnsels über einen Katheter von der Leiste aus.“
Hat maximal vom minimalinvasiven Eingriff profitiert: Der 59‐jährige Patient aus dem Bezirk Eferding (Bildmitte) erlitt eine potenziell lebensbedrohliche Lungenembolie und konnte durch das Entfernen des Blutgerinnsels über einen Katheter gerettet werden. Im Bild (v.l.n.r.): DGKP Teresa Samhaber, BSc, MScANP, Prim. Priv.‐Doz. Dr. Ronald K. Binder, der 59‐jährige Patient, OA Dr. Christian Trockenbacher (Lungenkrankheiten) und OÄ Dr. Elisabeth Laßnig.
Stand: Februar 2022